PRESSE

FAMILY AFFAIRS
STUTTGARTER ZEITUNG
1. März  2024 Stuttgart
von Kathrin Horster

GNADENLOSE SCHWEINEKÜSSCHEN
Christof Küster feiert mit Ingrun Arans dunkler Komödie „Family Affairs“ Abschied vom Studio Theater – ein verblüffend brutaler Spaß. […] Christof Küster, in der Spielzeit 2024/2025 neuer Leiter des Theaters der Altstadt, hat „Family Affairs“ zum Abschied von seiner alten Wirkungsstätte am intim kleinen StudioTheater inszeniert. Der schwarze Guckkasten mit handbetriebener Drehbühne lässt dem Trio Infernale nicht viel Spielraum – und genau das ist gut so, weil diese räumliche Enge die ungesund miteinander verbandelte Blutsverwandtschaft noch stärker zusammen zwingt. Zwischen drei beweglichen Stellwänden quetscht Küster sein Ensemble in verschiedene, ausweglose Situationen. Wenn Anne mit ihren Eltern im Auto hockt, begrenzt ein Neunzig-Grad-Winkel den Aktionsradius; Paulina Pawlik steuert mündlich das Motorengrollen und Blinkerklickern bei. Auf die Bühne projizierte Aufnahmen einer Autobahnfahrt mit vorbei fliegender Beschilderung vermitteln Tempo. Wenn die drei in Gedanken in die schrecklich ausgemalte Vergangenheit zurück reisen, setzt Anne die Stellwände als Schranke zwischen sich und die Eltern oder verschanzt sich vor Margos Gewaltausbrüchen hinter ihrer Zimmertür. Als gnadenlose Erinnerungsstütze dienen fiktive, hochnotpeinlich kommentierte Video-Bilder aus Annes Zeit in einer Jazz-Dance-Klasse, auf denen Margo mit angespitztem Fingernagel Annes vermeintliche Fehler einkreist. Das alles ist so eindrucksvoll schrecklich wie grausig unterhaltsam.
Grunzend wie ein brunftiger alter Eber
Ohne Ingrun Arans verblüffend brutale Dialoge wäre dieses Grauen allerdings nur halb so wirkungsvoll. Wenn Hugo nach Margo grapscht und bittet, „gib dem Pabba mal ein Schweineküsschen!“, und dazu grunzt wie ein brunftiger alter Eber, überträgt sich Margos Ekel eins zu eins. Dabei ist Hugo sonst ein verhängnisvoll passiv-lieber Charakter, der Tochter Anne gern öfter sehen würde. Die kommt aber aus gutem Grund selten zu Besuch; aus Angst vor Margo, die schon mal im Zorn eine Jeans noch am Leib ihres Kindes zerfetzt – und weil Papa sich in solchen Situationen heraus hält. Mit geschulter Beobachtungsgabe für toxische Verhaltensweisen, wie sie praktisch in jeder zwischenmenschlichen Beziehung vorkommen können, entwickelt Ingrun Aran das Porträt einer von Kriegsspätfolgen und Sozialneid beschädigten Familie, die nicht weiß, wie sie das eigene Hamsterrad aus Gewalt, Schuld, Angst und Wut anhalten soll. Ein böser Spaß, der das Lachen noch im Hals abwürgt.

FAMILY AFFAIRS
LKZ Ludwigsburger Kreiszeitung
9/10. März  2024 Stuttgart
von Uta Reichert
FAMILIENAUSFLUG INS ABGRÜNDIGE
Mit einer aberwitzigen Tragödie feiert Christof Küster Abschied am Studio Theater. Das knapp zweistündige Stück „Family affairs“, mit „absurder Tragödie“untertitelt und vom scheidenden künstlerischen Leiter Christof Küster als solche auch konsequent inszeniert, lebt ganz vom intensiven Spiel der Emotionen. Dem können sich auch die Zuschauer in der wortwörtlichen Black-Box des Zuschauer-Bühnenraums mit den tatsächlich fastgreifbaren Darstellern kaum entziehen. Und so schlingert man von der ersten Sekunde an in Ingrun Arans aberwitziger Familientragödie, uraufgeführt 2021 in Berlin, zwischen lähmendem Entsetzen und entlastendem Lachen dahin – ganz wie Margo (Gundi-Anna Schick), ihr Mann Hugo (Eberhard Boeck) und die längst erwachsene Tochter Anne (Paulina Pawlik) auf deren Roadtrip ins idyllische Bad Münstereifel. […] Paulina Pawliks bewegendes Mienenspiel lässt aktiv mitfühlen, welche Tragik die unkontrollierte Mutter für Annes gesamtes Leben bedeutet. Zudem werden Szenen aus Annes Kindheit in den 1990er Jahren lebendig, indem die Darsteller immer wieder am Bühnenrondell mit beweglichen Holzwänden und eingeschnitzten Fenstern drehen (Ausstattung: Maria Martinez Pena): Anne auf Einkaufstour, wo die Mutter sie in scheußliche Karo-Outfits zwängt. […]
Ein ausgebrannter Ehemann
Gundi-Anna Schick spielt Margo in ihrer zerstörerischen, grellen Übergriffigkeit genauso stark, wie sie auch Margos tragische Kindheit im ausgebombten Köln nach dem Zweiten Weltkrieg mit großer Intensität vermittelt – mit aller Hilflosigkeit und Angst, die Margos extremen Gefühlsausbrüchen oft zugrunde liegen. Oft witzig gerade in seinem unscheinbaren Lächeln und dem unsicheren Reiben der Hände an der Hose, mimt Eberhard Boeck jenen über Jahrzehnte ausgebrannten Ehemann, der doch weiß, dass er seine Frau niemals alleinlassen kann. Er vertraut darauf, dass seine Tochter das alles schon „überleben wird“ – und lässt sie damit im Stich, oder wie Anne es formuliert, von sich selbst wie so oft in der dritten Person sprechend: „Ihre Kindheit gegen seinen Frieden.“ „Family affairs“ offenbart aberwitzig und schonungslos die Abgründe einer Kleinfamilie.

FAMILY AFFAIRS
KULTURREPORT STUTTGART
28. Feb  2024 Stuttgart
von Gabriele Metsker
ES MUSS NICHT IMMER BAD MÜNSTEREIFEL SEIN
Christof Küsters Inszenierung von Ingrun Arans „family affairs“ hat am Studio Theater Premiere. […] In Ingrun Arans Stück „family affairs“ sind es – wie in so ziemlich jeder Familie – immer wieder die gleichen Mechanismen, die ablaufen. Das kann von außen betrachtet mitunter ziemlich witzig sein. Wenn man nicht selbst Teil des Systems ist, ist Margos verbaler Zickzack-Kurs stellenweise richtig amüsant. […] In Christof Küsters Inszenierung, seine letzte als Intendant des Studio Theaters, geht das Publikum mit Hilfe einer kleinen Drehbühne mit auf die Reise in die Vergangenheit. Nie konnte es die verträumte, stille Tochter, die gerne zeichnete und Pferde liebte, ihrer Mutter Recht machen. Die kreiste nur um ihre eigenen Erwartungen – wie das auch jetzt auf der Fahrt nach Bad Münstereifel ist. Wenn sie nicht andere heruntermacht, singt sie ein Loblied auf sich selbst. Ohne sie wären Mann und Tochter aufgeschmissen! Wie sich die Bilder aus der Vergangenheit immer mehr mit den aktuellen Geschehnissen überlappen und die familiäre Eigendynamik zunehmend an Fahrt aufnimmt, das setzt Küster durch stilisierte Filmprojektionen und eine Live-Kamera ebenso wirkungsvoll wie poetisch in Szene.

FLASHBACK – 2009 GEFALLEN IM 2. WELTKRIEG
NEUES DEUTSCHLAND
19. Sept 2013 Berlin
von Tom Mustroph
WENN DER KRIEG NIEMALS ENDET.
(Beckmann) Er ist dabei, seinem Leben ein Ende zu setzen und in die Elbe zu springen. Den furiosen Hassgesang der Borchertschen Elbe, (…) intoniert die Schauspielerin Anja Jacobsen in düsterem Stakkato vor einer auf Videogroßleinwand sich anmutig wiegenden Wiese. Wenn der Selbstmordkandidat, als noch nicht fertig mit dem Leben klassifiziert, vom Fluss ans Ufer ausgespuckt wird, erwartet ihn dort der Andere. Der entpuppt sich nicht nur als Beckmanns Antagonist (…), sondern auch als der Vater aus einer Art theatraler Familienaufstellung, die die Regisseurin Ingrun Aran an den ursprünglichen Handlungsbogen angedockt hat. (…) Das ist ein geschickter Kunstgriff. Denn dieser Vater, Weltkriegsteilnehmer wie Beckmann, hat zumindest äußerlich das industrielle Morden besser überstanden. Er gründete die Familie, die Beckmann abhanden kam. (…) Sechs Jahrzehnte später und auf dem Sterbebett wähnt sich der Vater erneut auf dem Schlachtfeld des Zweiten Weltkriegs. Diese Erfahrung machte auch die Regisseurin beim Sterben ihres Vaters. Daraus ist die Idee zu dem Stück entstanden, dem letzten im Rahmen der Trilogie »Krieg im Kopf«, die die traumatischen Folgen des Kriegseinsatzes untersucht. (…) Aran begibt sich hier auf noch wenig ausgeforschtes Neuland. Erst zu Beginn dieses Jahrhunderts erfuhr die generationenübergreifende Traumatisierung stärkeres wissenschaftliches Interesse.

DER BAU
GIEßENER ANZEIGER
29. Jan 2013 Alsfeld
von Martin G. Günkel
EINE ABSTRAKTE INSZENIERUNG UND EINE FIGUR ZUM ANFASSEN
Aus einem Prosa-Text ein überzeugendes Theaterstück zu machen, ist keine leichte Aufgabe – erst recht nicht, wenn dieser Text von einem Autor wie Franz Kafka stammt. Dem Schauspieler Iljá Pletner und der Regisseurin Ingrun Aran ist das gelungen (…).
Es geht in diesem Text nicht im eigentlichen Sinne um einen Bau, sondern an diesem Konstrukt macht Kafka den Seelenzustand seines Protagonisten fest. Am Verhältnis der Figur zu ihrem Werk zeigt er paranoide Zustände, die sich immer wieder in geradezu animalischem Verhalten äußern. 

Ingrun Aran nimmt in ihrer Inszenierung genau das auf, indem sie den Bau fast überhaupt nicht zeigt. Zu sehen ist eine schmale, komplett weiße Bühne, dahinter eine breite weiße Wand, auf die Videoprojektionen geworfen werden. Das einzige Requisit ist eine Styroporplatte, die unter anderem als Symbol dafür dient, wie sich die Figur an dem Bau sprichwörtlich die Zähne ausbeißt.
(…) Mitten in diesem zunächst einmal extrem abstrakten Regiekonzept stand Iljá Pletner. Sein Spiel an diesem späten Nachmittag deckte alle Dynamik-Stufen von lautem Schreien bis hin zu leisem Flüstern ab. Wie sich die psychotische Ader des Protagonisten in animalischem Verhalten zeigt, spielte Pletner absolut glaubwürdig und mit großer emotionaler Intensität.

DER BAU
NEUES DEUTSCHLAND
28. Sept 2012 Berlin
von Tom Mustroph
SIGNALE AUS DEM ZWANGSSYSTEM
Sich schützen zu wollen, ist ein verbreiteter Wunsch für Lebewesen aller Art. Zu intensiv verfolgt, kann dieses Bedürfnis allerdings auch negative Auswirkungen zeitigen. Eine angesichts heutiger Sicherheitsbestrebungen sehr aktuell wirkende Mahnung vor solcher Übertreibung hat Franz Kafka schon vor knapp 90 Jahren mit seiner Fragment gebliebenen Erzählung »Der Bau« geliefert. Im Theater unterm Dach hat die Regisseurin Ingrun Aran nun gemeinsam mit ihrem Schauspielprotagonisten Ilja Pletner den Kafka-Text an die Gegenwart angeschlossen. (…)
(Es) entwickelt sich, wenn Pletner sich einmal per Hip-Hop-Einlage freigespielt hat, (…) ein atmosphärisch dichter Exkurs in Angstfantasien und Schutzwallgelüste. Pletner kriecht in seinen imaginierten Bau hinein, horcht ängstlich auf jedes Geräusch, analysiert und interpretiert es ausschweifend auf Herkunftsrichtung, mögliche Ursache und Gefahrenpotenzial.
Es tropft aber auch allmählich die Trauer um das Wissen um die Einsamkeit dieser Kreatur in den Raum. Sie wird ihr auch bewusst. Lösungen freilich gibt es nicht. Die Angst, dass der ersehnte Gast sich in einen Eindringling verwandeln könnte, ist zu groß.
Eine Alltagsübersetzung dieses Problems findet Aran in Fotos vom Sicherheitscheck an Flughäfen. Zum Teil offenbaren diese Fotos den kuriosen Anteil dieser Kontrollgesten. Sie weisen aber auch auf deren Unterwerfungscharakter hin; etwa dann, wenn gürtellosen Männern die Hose in der Kniekehle hängt oder bei Frauen das Dekolleté inspiziert wird. Sicherheit erfordert eben Opfer. Sie ist, obzwar sie Leben zu schützen verspricht, ein radikaler Beschränker von Freiheit.
Das ist eine der fundamentalen Paradoxien der hochtechnologisierten Gegenwart – und damit auch ein gutes Reflexionsthema im Theater.

DER BAU
TAGESSPIEGEL
31. Aug 2012 Berlin
von Christine Wahl
IM BUNKER
Über das zeitgenössische „Sicherheitsdenken“ wird viel debattiert. Auch im Bühnenbusiness. Zum Saisonauftakt widmet sich die Regisseurin Ingrun Aran mit ihrer Truppe okapi-productions im Theater unterm Dach (Danziger Str. 101) diesem Sujet. „Wir fürchten uns vor Krieg, Katastrophen, Terror, Arbeitslosigkeit, dem Alleinsein und der Liebe“, stellt Aran fest und bringt die allgemeine Lage auf den Punkt: „Wir haben eine von Angst geprägte Vorsorgementalität entwickelt.“
Allerdings beschränkt sich die Regisseurin bei ihrer entsprechenden Bühnenuntersuchung nicht auf unsere aktuellen Befindlichkeiten. Sondern sie greift – was in der freien Szene nicht mehr viele tun – auf kanonische Literatur zurück: Pate steht Franz Kafkas Erzählfragment „Der Bau“.

AUFZEICHNUNGEN AUS DEM UNTERGRUND
HAMBURGTHEATER.DE
12. April 2012 Hamburg
von Birgit Schmalmack
GEFANGEN IM NETZ
Ilja Pletner kann alle Facetten dieses Egotrippers zeigen. Seine Unsicherheit, seine Wut, seinen Größenwahn, seine Angst, seine Überheblichkeit, seine Unterwürfigkeit, seine Schwachheit, seine Intelligenz, seine Sprachgewandtheit und seine Kompromisslosigkeit. Unter seiner behaupteten Boshaftigkeit schimmert die verleugnete Sehnsucht nach Beziehung und Anerkennung durch. Iris Boss ist ein adäquates Gegenüber, das bei aller Verletzlichkeit auch Stärke zeigt. In einem letzten Zweikampf vor ihrer Trennung übernimmt sie allmählich die Regie über seine Bewegungen. Diese Frau erkennt, dass dieser Mann zwar klug zu reden vermag, aber über keinerlei emotionale Intelligenz verfügt. 
Diese dichte, intelligente und bewegende Inszenierung sollte man unbedingt besuchen. Sie zeigt, um wie viel ärmer und weniger sexy wäre eine Kulturstadt ohne kleine private Bühnen wie diese.

AUFZEICHNUNGEN AUS DEM UNTERGRUND
ZITTY
2. Nov 2011 Berlin
von Tom Mustroph
AUFZEICHNUNGEN AUS DEM UNTERGRUND
(…) ein Glücksfall aus Migration, Talent und Ausbildung den in Dnepropetrowsk geborenen Iljá Pletner in die heimelige Stube des Theaters unterm Dach. (…) Unter der Hand der Regisseurin und Filmemacherin Ingrun Aran wird dieser exzentrische Griesgram jedoch zu einer Figur ganz unserer Zeit. Umwabern ihn zu Beginn noch kyrillische Schriftfetzen, die getreu nach Lenin „Was tun?“ fragen, so flackern über die Videowände bald demonstrierende Massen und Zielobjekte von Ego Shooter-Spielen. 
EINFACH GROßARTIG…

AUFZEICHNUNGEN AUS DEM UNTERGRUND
TAGESSPIEGEL
3. Nov 2011 Berlin
von Christine Wahl
VON HOCKERN UND QUALMERN
Und jetzt hat der verbitterte, kranke, egomanische Kellerloch-Antiheld, der selbstredend über einen hohen IQ verfügt, auch die Regisseurin Ingrun Aran zu einem außergewöhnlichen Dostojewskij-Trip animiert.

AUFZEICHNUNGEN AUS DEM UNTERGRUND
NEUES DEUTSCHLAND
25. Juni 2011 Berlin
von Lucía Tirado
EINSAMES GROLLEN
Neueste Nachrichten tauchen auf. Zugleich Name und Foto des Autors Tschernyschewski, dessen Buch »Was tun?« von 1863 – Lenin übernahm später den Buchtitel – Dostojewski 1864 zur Veröffentlichung der »Aufzeichnungen« angestachelt hatte. Beide vom zaristischen Regime verbannt, setzten so eine hochinteressante Auseinandersetzung über die Chancen des Individuums bei der Veränderung der Gesellschaft in die Welt.
(…) der Protagonist (…) verachtet sich wegen seiner durch die Elektronik begünstigten Spielsucht. Innerlich zerrissen, steigert er sich in die eigene Erniedrigung.
Die gespaltene Persönlichkeit – wie man das verstehen kann – wurde von der Regisseurin doppelt und zugleich ausgezeichnet mit Muttersprachlern besetzt, um sich überzeugend auch in Russisch und Englisch mitzuteilen. Sympathisch menschlich unvollkommen wie kraftvoll spielen das die Wahlberliner Iljá Pletner, geboren im ukrainischen Dnepropetrowsk, und Victoria Pickett, aus Los Angeles stammend.

DER SCHWESTER SCHATTEN – EINE SZENERIE NACH TRAKL
NEUES DEUTSCHLAND
7. Mai 2010 Berlin
von Lucía Tirado
MICH DER HÖLLE ZU ENTZIEHEN
Alles passt so wunderbar zusammen in dem Stück über den Dichter, der mit dieser Welt nicht klar kam und sich nicht heimisch fühlte. Das Licht, die auf den Hintergrund der Bühne projizierten Bilder, die Kostüme, die Musik und die auf verschiedene Art genutzten schwarzen dreiteiligen Stellwände, die Zuflucht, Bank, Sarg, sogar Buch sein können. Dazwischen der sich wie rasend verbrauchende Dichter, gequält von verbotenen Gefühlen für seine jüngere Schwester Grete, gepeinigt durch Drogensucht, Ängste, Depressionen und das darauf folgende gestörte Sozialverhalten.
(…)
Regisseurin Ingrun Aran, die Literatur und Psychologie studierte, inszenierte das Stück mit Schauspielern der Gruppe Okapi Productions in einer Art, die den Zuschauer in Distanz zum Geschehen lässt. Das Leid bleibt beim Dichter, wenn sie seine wichtigsten Lebensstationen beschreibt. So ist die Inszenierung im Theater unterm Dach kein Trauerspiel. (…) Die Inszenierung erlangt ihre poetische Schönheit schließlich durch die Traklsche Dichtung, die von der Regisseurin wirkungsvoll eingesetzt wird.

DER SCHWESTER SCHATTEN – EINE SZENERIE NACH TRAKL
ZITTY
8. April 2010 Berlin
von Nora Friedel
DER SCHWESTER SCHATTEN
Im klinisch weißen Bühnenraum zeichnen die drei mit einer Folge markanter Szenen die letzten sechs Lebensjahre Trakls nach. Seine Verse werden mit minimalistischer Musik zu Klangcollagen montiert und riesige Projektionen (…) transponieren den für Trakls Lyrik charakteristischen Farbtaumel in den Bühnenraum.

DER SCHWESTER SCHATTEN – EINE SZENERIE NACH TRAKL
BERLINER MORGENPOST
6. April 2010 Berlin
von Ulrike Borowczyk
GESCHWISTER IM LIEBES – UND TODESRAUSCH
Auf den ersten Blick wirken Georg und Grete Trakl wie ein ganz normales Liebespaar. Doch der Schein trügt, denn die beiden sind Geschwister. Die überaus kraftvolle Szenerie hat Ingrun Aran nun im Theater unterm Dach ganz nah an Trakls Werk inszeniert: Die Sprache folgt dem Rhythmus seiner Dichtung.

DER SCHWESTER SCHATTEN – EINE SZENERIE NACH TRAKL
ARTIBERLIN
13. Mai 2010 Berlin
von Linda Lorenz
DER SCHWESTER SCHATTEN IM THEATER UNTERM DACH
Gesäumt von gelungenen Videoeinblendungen [Jakobine Motz/ Markus Noymann], bestehend aus Erinnerungen und Gedanken sowie durch musikalische Unterlegungen [Torsten Sense/Helmut Mittermaier] spielt sich das Geschehen flüssig in den Fokus der Emotionen.

UNTER DER GÜRTELLINIE
BERLINER MORGENPOST
21. Juni 2009 Berlin
von Ulrike Borowczyk
MISSTRAUEN UND MOBBING IN DER WÜSTEN-FABRIK
Mit seinem Stück „Unter der Gürtellinie“, das Ingrun Aran nun gleichermaßen beklemmend wie spannend im Theater unterm Dach inszeniert hat, steht der amerikanische Dramatiker Richard Dresser denn auch in der Tradition von Samuel Beckett und Eugène Ionesco. (…) Das eindrucksvolle Spiel der Schauspieler ist dennoch erschreckend real. Furchteinflößend.

UNTER DER GÜRTELLINIE
ZITTY
2. Juli 2009 Berlin
von Axel Schalk
UNTER DER GÜRTELLINIE (SOZIALDRAMA)
Mag sein, das Franz Kafka, der Versicherungsangestellte, diese unheimliche, abgründige, im Kern nicht zu begreifende Welt schon kannte, doch die Härte dieser zornigen Inszenierung, in der die perfide Situation alles bestimmt, kannte Kafka noch nicht.

UNTER DER GÜRTELLINIE
NEUES DEUTSCHLAND
23. Juni 2009 Berlin
von Robert Meyer
DIE FIRMA BESTIMMT DAS BEWUSSTSEIN
Die Inszenierung von Ingrun Aran zeigt das Verhalten zweier Kontrolleure und ihrer Vorgesetzten innerhalb eines großen Konzerns. (…) Auf der Bühne wird diese Art Seelen-Käfig mit seinen düsteren emotionalen Untertönen erschreckend authentisch dargestellt. Klasse gespielt!