Antatol von Arthur Schnitzler
Premiere 4. Juli 1995
Phanteon Bonn
Regie: Ingrun Aran
Anatol kreiert seine eigene Welt und instrumentalisiert seine Mitmenschen als Publikum, vor dem er sich inszeniert. Er will geliebt und bewundert werden. Dabei ist er selbst nicht in der Lage zu lieben. Im Gegenteil zehrt er von den Gefühlen, die er bei den anderen, seiner jeweiligen Partnerin vermutet. „Du musst mich lieben, damit ich dich lieben kann!“
Jede Szene des Einakterzyklus offenbart einen weiteren Charakterzug Anatols.
Die Frage an das Schicksal zeigt den erstarrten Illusionisten. Weihnachtseinkäufe enthüllt den sozialen Kontext, in dem er sich bewegt. Episode entlarvt den scheinbaren Impressionisten als Held der Äußerlichkeiten.
Abschiedssouper offenbart Anatols Unfähigkeit mit Zurückweisung umzugehen.
Während ihn Denksteine und Agonie als Hypochonder der Liebe und Liebhaber des Verfalls porträtieren. In allen Gesprächen jedoch tauchen die immergleichen Illusionen, Projektionen und Ressentiments in verschiedenen Formen wieder auf. Dann setzt die Ehe der Liebeskunst und dem, unabhängigen, alterslosen bonvivanten Leben ein vorläufiges Ende Anatols Hochzeitsmorgen oder alternativ Anatols Größenwahn verwandeln den Erotiker zum Grübler. Auf der anderen Seite hingegen lassen die Szenen erahnen, dass sich seine innere Verfassung keineswegs geändert hat. Illusion, Desillusionierung und erneuter Rückfall in die Illusion wird Anatol auf Lebenszeit begleiten.
produktion: Ingrun Aran – mit: Djamak Homayoun, Ruth Scherger, Christian Weber, Thomas Erdmann – bühne: Ingrun Aran – fotos: Christoph Pfeiffer
gefördert vom AStA der Universität Bonn